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Zwei neue klingende Kinder
Neues von Orgeln in Niedereidisch und Hermannstadt
Der Hausorganist Andrei Nădășan an der Orgel in Niedereidisch. Foto: Jürg LEUTERT
Die von Hermann Binder und seinen Mitarbeitern restaurierte und rekonstruierte Orgel in der evangelischen Kirche in Niedereidisch im Schäßburger Kirchenbezirk wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes am Sonntag, dem 24. Juli, wieder eingeweiht und in Gebrauch genommen.
Das am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörte Instrument wurde somit aus seinem ca. 60jährigen Dornröschenschlaf geweckt. Aus dem verbliebenen Gehäuse, der Klaviatur, mechanischen Bestandteilen, der Windlade und einigen Holzpfeifen ergänzte Hermann Binder diese Orgel, deren Geschichte bis in die 1670er Jahre zurückführt. Das ursprünglich aus der Spitalskirche in Schäßburg stammende Instrument von Johann Vest wurde 1869 von der Orgelbauerfamilie Binder nach Niedereidisch umgesiedelt und erweitert.
Im Festgottesdienst, zu dem der ganze Gemeindeverband Reenerländchen eingeladen war, stand die Tauferinnerung im Zentrum. Dechant Bruno Fröhlich zog in seiner Predigt Parallelen zwischen Kindern, die getauft werden und immer wieder Umsorge bedürfen, und unseren Orgeln, die nur von Menschen umsorgt und gespielt sich entwickeln und uns freuen können. Die Gemeinde kommentierte die einzelnen Abschnitte der Predigt mit Liedversen, die mit erweiterten Vorspielen angereichert waren. Somit erhielten die Anwesenden die Möglichkeit, sich über die Schönheit und die Vielfalt der Orgel zu freuen und sich davon zu überzeugen.
Die Prospektpfeifen der Stolzenburger Orgel, hauptsächlich solche des Prinzipal 8′, des Hauptregisters, konnten dank Spenden ersetzt werden. Foto: Beatrice UNGAR
Wir danken für die Gastfreundschaft und die gut organisierte Einweihung eines neuen klingenden Kindes unserer Orgellandschaft.
Ebenfalls seit Sonntag kann die Hermannstädter evangelische Kirchengemeinde A. B. die bis vor kurzem fehlenden Prospektpfeifen der Stolzenburger Orgel mit Augen und Ohren genießen. Am Mittwoch der Vorwoche kamen die Orgelbauer der Firma COT aus Honigberg mit Kopien des Orgelregisters, hergestellt in der Slowakei. Die gleichen Orgelbauer setzten nun bereits zum zweiten Mal die Prospektpfeifen ein zwischen den Bildnissen Maria Teresia und Josef II. Sie justierten Position und Klang aufs genaueste und reisten am Donnerstagabend nach getaner Arbeit wieder nach Hause.
Damit dies überhaupt möglich war, wurden Spenden eingesammelt. Große und kleine Beträge ermöglichten es, im vergangenen Frühjahr die Pfeifen zu bestellen. Dafür danken wir allen SpenderInnen herzlichst.
Immer noch fehlt ein kleiner Betrag bis zur Balance. Wird sind also weiter dankbar für Spenden.
Die Frontpfeifen der Stolzenburger Orgel, erbaut 1773 von Johannes Hahn sen. wurden bekanntlich vor etwa drei Jahren gestohlen, als die Orgel noch in der evangelischen Kirche in Stolzenburg stand. Heute erklingen sie in der Mittagsmusik um 12 Uhr wieder.
Jürg LEUTERT
(Jürg Leutert, Hermannstädter Zeitung vom 28.7.2022)
veröffentlicht mit der freundlichen Genehmigung des Autors